Die Lage:

Im Nahen Osten veranstalten die USA, die restlichen Westmächte inklusive der gewandelten Sowjetunion im Schlepptau, den größten Militäraufmarsch seit Vietnam, um ein Mitglied der Staatenwelt zu bestrafen, das beim Einsatz seiner Gewalt nicht vorher in Washington nachgefragt hatte. Ein selbstverständliches (Völker-) Recht, das sich da die USA als Staatsanwalt, Richter und Exekutor in einem im Namen der guten Sitten im zwischenstaatlichen Verkehr herausnimmt? Oder doch eher ein klassischer Fall von Imperialismus?

Die Bundesrepublik, so hört man im Zusammenhang mit der Golf-Affaire, exportiert in alle Welt Waffen und Rüstungsfabriken vom Feinsten. Lauter bedauerliche Ausrutscher, die auf die mangelnde Kontrolle der Geschäftswelt durch die Politik verweisen? Oder ein politisch wohlbekannter, gewünschter und betreuter Geschäftszweig, der außer Geld und Kreditbeziehungen auch noch weltweit politischen Einfluß stiftet, ohne den eine aufstrebende Großmacht wie Deutschland einfach nicht auskommt?

Der Einzug der Marktwirtschaft in Osteuropa sorgt für abnehmende Produktion, steigende Preise und die Befreiung der Nationalmannschaften von den kümmerlichen Leistungen ihrer vormaligen Sozialstaaten, sodaß nicht eben wenige bang darauf schauen, wie man wohl über den Winter kommt. Ein weiterer Beweis dafür, wie weit die früheren Herren dort die von ihnen gemanagte Wirtschaft "heruntergewirtschaftet" haben? Oder nicht doch die unausbleiblichen Wirkungen der Unterordnung von Konsum und Produktion unter die Gesetze der Geldvermehrung?

Derweil verkünden altbewährte Antikommunisten im Chor mit neukonvertierten Kronzeugen aus dem linken Lager, daß der Marxismus tot, der Kapitalismus unübersehbar effektiv und an Alternativen nicht zu denken sei. Untrüglicher und einziger Beweis: Er hat Erfolg, während der reale Sozialismus aufgegeben hat.

Logisch? Oder ein klarer Fall von geistigen Überbau, der sich ganz freiwillig von seiner Basis bestimmen läßt? An Material für marxistische Einwände gegen das, was Geschäft & Gewalt weltweit ein- und anrichten, besteht wahrhaftig kein Mangel. Daß die deswegen falsch oder endgültig nicht mehr angebracht sein sollen, weil der Kapitalismus fortan ungebremst und ohne Konkurrenz agiert, ist ein Witz.

Deswegen "gibt es uns immer noch"; und weil wir viel zu wenige sind, suchen wir Leute, die einiges dagegen haben und dafür Argumente entwickeln und erfahren wollen; die wissen wollen, wie man andere von der eigenen Kritik überzeugt, die also Kritik praktisch meinen und daher an deren organisierten Erarbeitung und Verbreitung interessiert sind.

Weil Kritik auch stimmen muß und weil geistige Auseinandersetzung nötig ist, um sich einig zu werden oder eben mit Anstand wieder zu trennen, haben wir einen regelmäßigen Diskussionstermin eingerichtet.