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Gestern, am 19. November, sind die verbleibenden, bisher nicht verfügbaren unzensierten bzw. internationalen Versionen der von MachineGames entwickelten und von Bethesda Softworks veröffentlichten Wolfenstein-Ableger in die deutsche und österreichische Region des Steam Store aufgenommen worden: Wolfenstein: The New Order, dessen Prequel Wolfenstein: The Old Blood und das Sequel Wolfenstein II: The New Colossus.

Die sogenannten „German Editions“ sind weiterhin separat verfügbar. Wie schon bei Wolfenstein: Youngblood und Wolfenstein: Cyberpilot wird in Deutschland und Österreich jedes der Spiele effektiv zweimal angeboten. In den Genuss der im Schweizer Store verfügbaren Bundles mit jeweils beiden Fassungen zum Preis von einer kommen potentielle Kunden auch dieses Mal leider nicht.

Allen „German Editions“ ist gemein, dass sie nur deutsche Sprachlokalisierungen bieten, die internationalen Versionen diese aber nicht beinhalten. Wer die deutsche Übersetzung bzw. Lokalisierung möchte, kommt also weiterhin nicht um die zensierten „German Editions“ herum.

In der deutschen und österreichischen Store-Region werden aktuell aus unerfindlichen Gründen keine DLCs der Uncut-Version von The New Colossus zum Einzelkauf angeboten; die Deluxe Edition ist allerdings offensichtlich verfügbar und enthält einen Season Pass mit allen DLCs. Inwiefern die DLCs der deutschen Version mit der internationalen kompatibel sind, ist unklar. Eine Kompatibilität scheint aus unserer Sicht allerdings unwahrscheinlich, da es sich technisch um regelrecht andere Spiele handelt, was analog für die DLCs gilt.

Die Datenbankänderungen zur Verfügbarmachung sind mittels SteamDB nachvollziehbar, insbesondere relevant die der aktuell verkauften Store-Lizenzen mit den IDs 41691[steamdb.info], 62499[steamdb.info] und 164072[steamdb.info].

Nutzer aus Österreich konnten zuvor schon Produktschlüssel der internationalen Versionen aktivieren[www.playcentral.de], wurden nur kurzfristig bei The New Order rigoros ausgesperrt. Bei GameRights ist dokumentiert, wie sich Schweizer Konsumenten bzw. ihre Interessenvertreter für ihre Freiheiten einsetzen mussten.[www.gamerights.ch] Deutschland zugeordneten Kunden wurde hingegen bisher strikt selbst die obligatorische Steam-Accountbindung einer aus einem anderen Mitgliedsland der europäischen Zollunion importierten, internationalen Boxed-PC-Fassung verwehrt, was immer wieder größeres Unbehagen verursachte (Rechtlich verboten durch § 86a StGB wäre allgemein nur die Verbreitung). Der Rückgriff auf technische Mittel wie VPN-Verbindungen zur Herkunftsverschleierung stellte und stellt unter Umständen einen mit Accountsperrung bedrohten Verstoß gegen Steams Abonnementvereinbarung, das SSA, dar. Auf den Konsolen waren und sind Importe der internationalen Versionen hingegen problemlos auch in Deutschland spielbar, da jene keine derartigen Sperrmöglichkeiten zur Verfügung stellen.

Bethesda Softworks bzw. ihr Mutterkonzern ZeniMax Media setzten dabei via Steamworks nicht nur auf die durchaus gängigen Aktivierungssperren von Steam-Keys mittels des „PurchaseRestrictedCountries“-Datenbankeintrags, sondern auch auf das selten und offenbar nur auf Nachfrage gesetzte, restriktivere „prohibitrunincountries“, welches zusätzlich Spielstart und Download mit Deutschland zugeordneten IP-Adressen, sowie die Möglichkeit sogenannte Gifts anderer Nutzer zu erhalten einschränkte (der einzige andere Publisher, der darauf zurückgreift, ist Square Enix für ihre indizierten Produkte). Zwar gelten nach unbestätigten empirischen Erkenntnissen seit einigen Jahren die durch „prohibitrunincountries“ realisierten Download- und Nutzungssperren nur für 90 Tage nach Accountbindung der Lizenz, eine Aktivierung innerhalb Deutschlands war jedoch natürlich von vornherein nicht möglich gewesen.

Ob sich internationale Retail-Fassungen der drei Wolfenstein-Teile nun grundsätzlich in Deutschland aktivieren lassen, muss sich am besten in der Praxis zeigen; vereinzelte Sperren[steamdb.info] wie beim „Wolfenstein: Bundle Retail“ mit The New Order und The Old Blood bestehen aus unerfindlichen Gründen offenbar erst einmal noch fort, wurden vermutlich übersehen.

Bethesda Softworks bzw. ZeniMax Media rechtfertigten die ehemaligen Vollsperren unter anderem wie folgt:[web.archive.org] „Als ‚verfassungsfeindlich‘ klassifizierte Inhalte (bspw. entsprechende Symbole) dürfen nur unter ganz bestimmten Bedingungen in Deutschland genutzt werden, und obwohl es bspw. Ausnahmen für Kunst und Literatur gibt, gelten diese nicht für Video- und Computerspiele. Um zu verhindern, dass digitale Downloads der internationalen Fassung in Deutschland verkauft, importiert, vertrieben und angeboten werden können, muss die Aktivierung der internationalen PC-Fassung dieser Spiele in Deutschland durch technische Maßnahmen blockiert werden.“

Obwohl diese Ausnahmen jedoch seit quasi jeher auch für interaktive Kulturgüter gegolten haben mussten, entschieden sich die Obersten Landesjugendbehörden (OLJB)[www.bag-jugendschutz.de] bzw. das Familienministerium NRW als federführende Behörde, dessen Vertreter den Verwaltungsakt der USK-Kennzeichnung vornehmen, unter dem Eindruck einer wenig wohlwollenden Rechtsprechung bekanntlich erst im August letzten Jahres für eine Änderung ihrer Verwaltungspraxis. Seitdem werden Spiele mit einschlägiger Symbolik nach § 86a StGB auch regulär zur Prüfung angenommen und erhalten eine Altersfreigabe, falls die Symbolverwendung aus Sicht der Prüfenden in den rechtlich erlaubten Rahmen fällt. Ob die drei Wolfenstein-Spiele in ihren Uncut-Fassungen zur Prüfung eingereicht und gekennzeichnet wurden, ist aktuell nicht bekannt, scheint aber aus Anbietersicht angesichts der von USK-Kennzeichnungen generierten, weitgehenden Handlungssicherheit naheliegend (vgl. §§ 16, 17 StGB). Streng genommen wäre ein solcher Verwaltungsakt allerdings nicht notwendig, da die Ausnahmeregelung des allgemeinen strafrechtlichen Verbots durch § 86a Abs. 3 StGB per se gilt und eine etwaige Vorlagepflicht eine verfassungswidrige (Vor-)Zensur nach Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG darstellte. (Update, 22.11.: laut Berichten haben die Versionen Erwachsenenkennzeichnungen erhalten.)

Um vor Änderung der Verwaltungspraxis USK-kompatible deutsche Fassungen der augenscheinlich unter anderem durch z. B. Philip K. Dicks Roman „The Man in the High Castle“ (dt. „Das Orakel vom Berge“) inspirierten Shooter-Reihe zu generieren, hatte das schwedische Entwicklerstudio MachineGames historische Bezüge auf und um Nazi-Deutschland zensiert. Insbesondere wurden allerhand Symbole des sogenannten „Dritten Reichs“ fiktionalisiert:

Originally posted by deutscher Store-Hinweis von The New Order:

Um hiesigen Gesetzen Rechnung zu tragen, wurden insbesondere einschlägige Symbole und Inhalte, die gegen § 86a des deutschen Strafgesetzbuches oder vergleichbare Verbotsvorschriften verstoßen oder verstoßen können, um nicht minder atmosphärische Alternativen ersetzt.

Originally posted by österreichischer Store-Hinweis von The New Order:

Entnazifizierte Version! Historische, faschistische Symbole wurden durch nicht minder atmosphärische Alternativen ersetzt. Nur auf Deutsch verfügbar.

Über die Anpassung von grundsätzlich dem § 86a StGB unterfallene NS-Symbolik hinausgehend werden in den deutschen Fassungen zudem zum Beispiel Nazis bzw. Nazi-Deutschland nur noch als „Regime“(-Soldaten) bezeichnet, Germania wird zu einer generischen Hauptstadt, eine NS-Regisseurin von Helene[de.wikipedia.org] zu Heidelinde und Hitler zu einem bartlosen Herrn Heiler, der nicht mehr gegen Juden, sondern ominöse „Verräter“ hetzt. Die hiesige Lokalisierung wurde, soweit ersichtlich, von neuen Sprechern vertont, insbesondere in Bezug auf die Parts, die im Original auf Deutsch gehalten und nur untertitelt sind.

Bemerkenswert ist zudem eine Entschärfung[www.schnittberichte.com] in The New Order innerhalb des fiktiven „Camp Belica“ bzw. auf Deutsch „Lager Selo“ („Belica“ (Bel-ica) erinnert namentlich an das historische Vernichtungslager Belzec[de.wikipedia.org] und das historische KZ Banjica[de.wikipedia.org] und ist eine Gemeinde in Kroatien): In der USK-geprüften Fassung wacht der amerikanisch-polnisch-jüdische Protagonist B.J. Blazkowicz nicht mehr begraben unter abgemagerten Leichen in einem Verbrennungsofen auf; entsprechende Leichen und Feuereffekte wurden entfernt. Da die deutsche Handelsfassung zusätzlich mit einem Cover-Zitat der GameStar daherkam, wonach „Gewalt in der deutschen Version nicht geschnitten“ sei, wurde zeitweise debattiert, ob dies eine Irreführung von Konsumenten darstellt.[vdvc.de]

Wie uns die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien vor kurzem auf Nachfrage mitteilte, wurde im Juni 2015 ein Indizierungsverfahren der internationalen Version von The New Order eingestellt: Die Verfahrenseinstellung sei erfolgt, da sich die internationale Version lediglich durch ihre verfassungswidrige Symbole von der bereits USK-gekennzeichneten Versionen unterschieden habe bzw. dieselbe Gewaltdarstellung aufweise. Somit kam es nicht zu einer tatsächlichen Gremien- bzw. Indizierungsentscheidung und der oben skizzierte, der Behörde vielleicht nicht bekannte Versionsunterschied wurde nicht evaluiert. Unserer Erkenntnis nach wurde diese Verfahrenseinstellung öffentlich kaum bis gar nicht rezipiert.

Mit der Entscheidung Nr. 6252 vom 6. Dezember 2018 lehnte ein Prüfgremium der Bundesprüfstelle die Indizierung der internationalen Nintendo-Switch-Fassung von The New Colossus ab; in diesem Fall wurde also eine Durchführung des Verfahrens für sinnvoll erachtet. Zwar lässt die Behörde nicht direkt die strafrechtliche Relevanz von einschlägigen NS-Symbolen nach § 86a StGB prüfen (zu prüfende Tatbestandskataloge in §§ 15 Abs. 2 Nr. 1 und 18 Abs. 2 Nr. 2 JuSchG), mit der Entscheidung auf Nicht-Indizierung wurde aber zumindest postuliert, dass vom Inhalt keine sogenannte „Jugendgefährdung“ ausgeht, die eine Kennzeichnung und im Endeffekt die öffentliche Zugänglichmachung verhindert hätte.

Die internationalen Fassungen des Coop-Spin-Offs Youngblood und des VR-Ablegers Cyberpilot fanden darauf folgend zur regulären Veröffentlichung mit USK-Kennzeichnungen („Keine Jugendfreigabe“, also ab 18 Jahren) ihren Weg in den deutschen Steam Store.

Weiterhin in der deutschen Steam-Store-Region nicht verfügbar sind ältere Ableger der Wolfenstein-Reihe, die nicht von MachineGames entwickelt und Bethesda veröffentlicht wurden bzw. unter anderen Rechteinhabern entstanden. Dies betrifft Wolfenstein 3D und dessen Standalone-Erweiterung Spear of Destiny, obwohl die Indizierung der Shooter-Klassiker, nach einer zuvor notwendigen Anfechtung von ergangenen Gerichtsbeschlüssen, zuletzt aufgehoben wurde. In The New Order und The Old Blood sind als Easter Eggs Level von Wolfenstein 3D enthalten, allerdings in aktueller Engine in modernem 3D-Gewand; The New Colossus greift das Thema in etwas abgewandelter Form ebenso auf. Es ist denkbar, dass die Listenstreichung von Wolfenstein 3D auch angestrebt wurde, damit eine USK-Kennzeichnung der aktuellen Titel nicht aufgrund unterstellter wesentlicher Inhaltsgleichheit verwehrt werden könnte.

Ebenso nicht verfügbar ist das noch indizierte Return to Castle Wolfenstein. In Deutschland richterlich nicht nur nach § 86a StGB sondern auch § 131 StGB („Gewaltdarstellung“) problematisiert, aber ohnehin global seit längerem aus unklaren Gründen nicht mehr vertrieben wird Wolfenstein von 2009.

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Yesterday, the international versions of Wolfenstein: The New Order, its prequel Wolfenstein: The Old Blood, and its sequel Wolfenstein II: The New Colossus have surprisingly been made available in the German and Austrian region of the Steam Store. Previously, the games were not only not on sale in the aforementioned regions, barred users associated with Germany were unable to regularly access the international versions on the PC at all, including through imported disc versions from other EU member states. On the consoles, however, the international versions have always been available through means of import.

Last December, after the German federal agency BPjM had deiced to not blacklist The New Colossus, Bethesda Softworks stated that they would look into releasing the uncensored version of said game in Germany.

It’s currently unclear whether the international versions have received USK ratings prior to the decision to make them available in Germany and Austria; however, this seems quite likely given typical legal prudence in regards to those matters.

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