Originally posted by Concerned Ape:

I just thought it would be a small little thing. It would take me a couple months [...] But then—I don't know, for some reason I just kept deciding I wanted to go bigger and bigger...

Stardew Valley erklimmt in hohem Bogen die Steam-Charts und lässt Spieler in einer atmosphärische, ruhige und vorallem liebevoll gestaltete Dorflandschaft eintauchen, in der Socializing, Erkundung und Ackerbau sich gegenseitig die Hand reichen. Doch was macht überhaupt den Charme des Spiels aus und warum war Rhabarber-Felder begießen noch nie spannender?

In einer Welt, die von moderner Marktwirtschaft, mobilen Medien und gesichtslosen Konzernen dominiert wird, ist ein eigener Bauernhof wohl das letzte woran man denken würde. Kurz nach dem Tod des Großvaters bekommt ihr von diesem einen Brief, den ihr erst öffnen sollt, wenn ihr denkt, es sei der richtige Zeitpunkt. Nach etlichen Stunden in den Büros vom Megakonzern Joja Corporation, wird euch klar, dass ein Leben unter Arbeitsleichen und schlechtem Kaffee nicht der richtige Weg für euch ist und ihr beschließt den Brief zu öffnen. Euer geschätzter Großvater vermacht euch seine alte Farm in Pelican Town in Stardew Valley. Ihr beschließt euer Leben umzukrempeln, verlasst eure Familie, lasst jedwede Technik hinter euch und zieht in euer neues Heim!
Solide Story ohne große Ausschweifungen. Die Anfangssequenzen sind sehr schön gezeichnet und simpel erklärt. Kein Foreshadowing, sympathische Dialoge mit den ersten NPCs und natürlich die erste Überforderung beim Anblick des verwucherten Feldes.

Der Retro-Pixel-Stil schien für viele seit geraumer Zeit eher schlecht als recht. Auf Dauer war der Pixelsalat eher eine Art Gimmick und konnte nicht mehr so überzeugen wie zu Hochzeiten von Minecraft und Terraria. Stardew Valley macht jedoch mit dem Stil sehr viel richtig. Die Zeichnungen sind nicht perfekt, aber auf jeden Fall mit viel Liebe gemacht. Es wirkt überaus rund und funktioniert, sodass die Sprites einem auch nicht auf die Nerven gehen. Die Animationen bleiben dem Retro-Stil treu und überzeugen durch Schlichtheit. Alles in einem ein sehr solides Paket, das vor allem durch Authentizität und Liebe zum Detail und nicht durch Perfektionismus glänzt.

Wer bereits die Harvest Moon- oder Rune Factory-Reihe gespielt hat, wird diese in Stardew Valley wiedererkennen. Man räumt sich Platz frei, baut Felder mit Crops an, wässert diese und verkauft sie, um Profit zu machen, um noch mehr Pflanzen anzupflanzen. Parallel kann man in den Mienen nach Erzen und Artefakten suchen, die Gewässer leer fischen, Dorfbewohner mit Geschenken überhäufen oder einfach nur blöd rumlaufen und Sachen einsammeln. Alles ist völlig stressfrei. Keiner gibt einem vor, was man machen muss, wie man zu spielen hat oder ähnliches. Der Spieler macht das Spiel und hat somit seine ganz eigene Spielerfahrung. Ob man nun der große Profitgeier ist, eine Imkerei aufmacht oder einfach gerne Rüben beim Wachsen zusieht, alles ist erlaubt.

Das Community-Center
Früh im Spiel besucht ihr mit dem Bürgermeister das zerstörte Community-Center. Mit der Modernisierung haben die Leute aufgehört miteinander zu reden und trafen sich nicht mehr auf gute alte Art und Weise. Doch die Junimo sehen in euch das Potenzial dies zu ändern. In jedem Raum des Hauses könnt ihr sogenannte Bundles vervollständigen. Für eine Raumrenovierung benötigt ihr mehrere Bundles. Somit seid ihr praktisch gezwungen alles mal auszuprobieren. Nach jedem vollständigen Bundle gibt es eine schöne Belohnung und bei jedem kompletten Raum noch ein besonders großes Upgrade, das einen Teil der Stadt verändert und euch sogar andere Ländereien erkunden lässt. Die Idee und Umsetzung ist fantastisch und man freut sich über jede Vervollständigung, allein weil die Junimo so furchtbar niedlich sind!

Angeln
Anders als bei seinen Wegbereitern ist das Angeln hier mehr als stumpfes Klicken. Durch ein kleines Minigame muss man einen Balken auf dem Fisch balancieren, der natürlich vom Schwierigkeitsgrad schneller und langsamer hin- und herzappelt. Die Angel kann modifiziert werden und ermöglicht später eine realistische Jagd auf die ganz großen Legenden unter den Fischen. Mit persönlich fehlt eine Möglichkeit besondere Exemplare auszustellen oder sich mit Freunden zu messen. Das Potenzial ist da und wird sicherlich noch mit dem kommenden Coop-Modus ausgeschöpft!

Quests
Auch hier ist der Sozialfaktor ein wichtiger Aspekt im Spiel. Interessant hierbei ist, dass ihr nicht nur die NPCs beschenken und bequatschen könnt, sondern auch gelegentlich Aufgaben für sie erledigen könnt. Per Post bekommt ihr Quests zugeschickt und könnt weitere Zeit-Quests am Schwarzen Brett annehmen. Die Belohnungen sind mehr als Fair, können sich aber auch über die Zeit hin weg wiederholen. Auch die zufällige Generierung kann für den ein oder anderen Lacher sorgen, wenn Cola gut im Salat ist und Füße von Obdachlosen mit Goldbarren eingerieben werden müssen. Auch hier gibt es sehr viel Potenzial noch schönere und vor allem schwierigere Quests einzuführen. Die ersten Ansätze für Questreihen sind schon geschaffen und bieten viel Freiraum für mehr Content und auch Modder, doch dazu später mehr.

Pelican Town ist mehr als die kleine perfekte Dorfgemeinde. Auf den ersten Blick einfach gestrickte Charaktere wachsen über die Zeit sehr ans Herz und entwickeln sich je härter die Freundschaft ist. Schnell merkt man, dass die Einwohner alle ihre Last tragen, weswegen man sich sogar mit einigen gut identifizieren kann. Jedes Schlafzimmer verrät einem etwas über den Charakter, schmiert es einem aber nicht sofort vor die Nase. Hinter arroganten Sprüchen steckt dann doch vielleicht mehr als gedacht! Zusätzlich kann man einen von 10 Kandidaten heiraten (auch gleichgeschlechtliche Ehen sind erlaubt), obwohl das Eheleben selbst noch einen Overhaul gebrauchen könnte.

Hier geht das Spiel besonders auf. Die eigenkomponierten Melodien sind beruhigend und harmonisch. Die Musik passt zum Wetter, zur Tageszeit und zum Ambiente. Man hört sich wirklich niemals satt. Die heiteren Klänge im Saloon, die Stille im Winter, die Mysterie im Wald; alles stimmt! Mein Lieblingsstück ist die Melodie vom ersten Arcade-Spiel. Ohrwurm garantiert!

Das Spiel selbst ist durchaus modbar. Die Ressourcen sind leicht zugänglich und können von jedem nach Belieben bearbeitet werden. Seien es Porträts, Häuser oder kleine Würmer im Boden, alles wurde schon gemacht! Momentan wird auch an zwei APIs gearbeitet. Wer gerne mal auf einem Chocobo durch die Valley reiten möchte, kann sich ruhig im Chucklefish-Forum durchklicken.

Stardew Valley ist der Beweis dafür, dass jeder mit genug Durchhaltevermögen und wenig Ausgangswissen eine Spiel kreieren kann, das jeden Spielertyp fesseln kann. Die Mechaniken sind Harvest Moon und Rune Factory sehr ähnlich, werden aber erweitert und wirken teilweise sogar wesentlich liebevoller und durchdachter. Die Atmosphäre ist immer stimmig und die ganze Welt wirkt sehr rund. Jeder Charakter besitzt unscheinbare Tiefe und wächst einem ans Herz sobald man die ersten Herz-Events erlebt hat. Ich freue mich stetig auf weitere Updates und bin gespannt was neben CA die Community selbst aus dem Spiel noch machen wird, wenn vieleicht sogar der Workshop-Support eingeführt wird. Ich würde gerne mehr pholosophieren, aber ich musste jetzt schon knapp 5 Paragraphen wegen dem Cap streichen.
Stardew Valley ist ein Indie-Titel der Extraklasse und zeigt der Branche, was es überhaupt heißt ein Indie-Game-Entwickler zu sein.
Chapeau Concerned Ape für dieses kleine Meisterwerk und auf viele weitere schöne Spiele!