bamtna

im batman

Dieses Spiel beleidigt seine Vorgänger, indem sie halbherzig imitiert und alles Neue umständlich hineinpresst. Die Spielbarkeit wird durch tausend kleine Schnitte zu einer klaffenden Wunde schlechten Designs.

Schon bei denen ersten beiden Teilen ist man beim Kampfsystem schnell mal bei dem Vorwurf "Das ist ja nur X und Y drücken!". In Arkham Asylum und Arkham City stimmt das nicht, zu oft Kontern ohne Angriff kontern oder ins Nichts schlagen und die Gegnern kriegen ein Angriffsfenster und die Kombo ist futsch. In Arkham Knight kann man so oft sinnlos Y drücken wie man will, praktisch blind mit dem Stick irgendwelche Richtungen vorgeben, und Batman fliegt in sekundenschnelle vollautomatisch mehrere Meter weit (!) bis sich dann irgendein Gegner dort findet, den er umhaut. Man muss schon wollen dass die Kombo verloren geht.

Aber Batman ist die Lust am Boxen sowieso vergangen, jetzt ist er Panzerfahrer. Wenn man erstmal in diesem Panzer, ääh, "Batmobil", steigt kann man zigtausend Gegner einfach umfahren, nein "betäuben" natürlich oder sie mit Kanone abschießen, beziehungsweise natürlich mit Gummimunition sanft in den Schlaf klöppeln. Langweilig.

Den Panzer hat Batman sich aber nur angeschafft, weil jetzt ganz Gotham mit feindlichen Militärfahrzeugen überrannt ist, was auch ungefähr die einfallsloseste gegnerische Hauptfraktion der Welt ist. Das spielt sich dann wie ein billiger Bullet-Hell-Shooter, von allen Seiten kommen diverse Panzer angefahren, die man abknallen muss, man kriegt die Schusslinien aller Gegner eingeblendet und weicht ihnen aus. Man bleibt die ganze Zeit an einer Stelle, rutscht ein wenig auf dem Boden herum um auszuweichen, und ballert die Dinger alle auf die gleiche Weise weg. Das ist übrigens eine entscheidende Mechanik, die für alles mögliche eingesetzt wird. Nervig, langweilig.

Dieser Batmobil-Panzer wird einem dann bei jeder Gelegenheit aufgezwungen. Man verlässt ein Gebäude zu Fuß? Oh nein, riesige Geschütze die man nur mit dem Batmobil besiegen kann! Riddler-Herausforderungen? Ein Rennen für das Batmobil (oder noch schlimmer, Rätsel MIT dem Batmobil lösen)! Tore öffnen, Aufzüge betreiben, Sendemasten aktivieren? Das Batmobil als Generator verwenden! Warum nicht ein hackbares Panel, ein Rätsel oder einfach ein verdammter Knopf? Billige Maschen um das Batmobil irgendwie außerhalb von Ballern zu verwenden.

Auch die Steuerung wird von dem Batmobil komplett gekapert. Detektiv-Modus per Schultertaste aktivieren? Nein, diese Taste wird AUSSCHLIEßLICH benutzt um das Batmobil zu rufen. Stattdessen D-Pad nach oben. Die Batmobil-Steuerung ist ähnlich verwirrend. Fast alle Fahrspiele auf der Welt verwenden die Analogtrigger für Gas und Bremse. Arkham Knight nicht. Das Gaspedal sitzt wie gewohnt, aber bremsen ist jetzt auf X. Der andere Analogtrigger wird gebraucht um den Modus zu wechseln, was (1) kein analoges Input braucht und (2) eine An/Aus-Operation ist, bei der man doch eher D-Pad nach oben oder X hätte nehmen können.

Auch die intuitive Steuerung des Waffengürtels (90% von Batman!) mit dem D-Pad ist verschwunden. Stattdessen hat das Waffenrad von GTA V Einzug erhalten. Bei einem ist es aber nicht geblieben, insgesamt gut fünf verschiedene Räder sein, übernehmen jetzt alles Mögliche vom Waffengürtel zur Questauswahl. Mal schnell irgendwas zur Hand zu haben, kann man bei der Menge an Untermenüs vergessen. Das ständige Pausieren des Spiels und such in den Menüs stört außerdem die Spielerfahrung gewaltig.

Besser wird das auch nicht dadurch dass alle Icons blau und transparent sind, so dass man ewig herumwühlt und nichts schnell wiederfindet. Auch die Karte wurde in ein blaues, teiltransparentes 3D-Monstrum verwandelt, das aussieht als hätte man ein paar Gardinen über einen Haufen Schuhkartons geworfen. Abgesehen von den Icons komplett nutzlos.

Während man früher in Spielen die Wahl hatte, ein paar Nebenmissionen zu machen oder sich auf die Story zu konzentrieren, wird man jetzt gezwungen zig sich ständig wiederholende Aufgaben zu erledigen, für die man nicht mal eine besondere Belohnung erhält. In Arkham Asylum kann man etwa die Arkham-Chroniken sammeln, von denen so ein paar 30 versteckt waren, die mit etwas Map-Kenntnis leicht zu finden sind. Für jeden Fund kriegt man eine längere Audiosequenz, aus denen sich eine eigene Storyline entwickelt, die für den Nachfolger Arkham City Bedeutung hat.

Hier? Irgendwelche Militärstützpunkte ausschalten in dem man alle Gegner verkloppt. Militärdrohnen ausschalten. Militärpanzer ausschalten. Militärminen beseitigen. Militärterminals hacken, um Militärgeschütze zu zerstören. Militärfahrzeuge verfolgen und abknallen. Ist das hier Just Cause 3 oder was? Ach ja, außerdem drölf Millionen Riddler-Trophäen sammeln bitte.

Was ist die Belohnung für das alles? Man kriegt nicht das denkbar schlechteste und lahmste Ende im ganzen Spiel. Denn natürlich, wenn man Riddler nicht gefasst hat, dann kann Batman nicht gewinnen, klar. Zum Glück auch überhaupt nicht nervig.

Ein paar andere Schurken zu verknacken ist prinzipiell ganz lustig, aber auch hier ist es immer wieder das gleiche. Firefly hinterherfahren bis sein Brennstoff alle ist, ein paar mal kloppen, dann haut er ab. Das fünf mal, dann geht er direkt in Knast. Pinguins Waffenlager mit Explosivgel sprengen. Auch circa fünf mal. Two-Face Bankräuber stoppen. Fünf mal.

Beim fünften Mal kommt Two-Face dann selber mit einer Schrotflinte angewachelt, man freut sich... und dann schaltet man ihn ganz genau so aus wie alle anderen Gegner auch und er wandert direkt in den Knast.

Nicht nur dass all diese Nebenmissionen denkbar einfallslos sind, nervig und man nichts dafür kriegt, die Wahl sich auf die Story zu konzentrieren, statt diese dämlichen Aufgaben zu erledigen wird einem abgenommen. Einzige Belohnung? Der Publisher kann sagen, dass moderne Tripple-A-Preise gar nicht so schlimm sind, denn man kommt ja definitiv auf 50 Stunden Spielzeit -- ob man es will oder nicht. Arkham Asylum? 10 Stunden Story. 10 sehr, sehr gute Stunden wohlgemerkt.

Die Grafik ist unfassbar oppulent geraten, was immerhin kein technisches Problem ist, denn trotz aller Optimierungsprobleme zum Launch kann man im Jahr 2024, mit zig mal leistungsfähiger Hardware und nach hundert Jahren Patches das Spiel locker auf Ultra mit 90 FPS spielen. Allerdings steht sie auf andere Weise im Weg. Die ganze Spielwelt sieht aus wie eine Nvidia-Werbung oder ein Benchmark bei 3dMark, alles ist nass, glatt und spiegelnd. Schön für die Werbung, aber im Spiel verliert man so schnell den Überblick. In den Batmobil-Kämpfen gibt es dermaßen viele Rauch und Explosionseffekte, dass man teilweise auf dem gesamten Bildschirm nichts außer Rauch sieht. Nicht gerade hilfreich dabei den gegnerischen Schüssen auszuweichen.

Arkham City ist grafisch auch keine Schnecke, und ebenfalls auf Realismus getrimmt, aber visuell deutlich eingänglicher.

Für die Story gilt das ungeschriebene Naturgesetz von Comicreihen, dass die Story ab ein paar hundert Ausgaben irgendwann zunehmend absurd und bekloppt wird, und den Kern der Sache verliert. Aus irgendeinem Grund sah man sich hier gezwungen den Vorschlaghammer rauszuholen und diverse Weltuntergangsszenarien zu entwerfen sowie bei jeder Gelegenheit so viele Charaktere wie möglich in Todesgefahr zu bringen oder einfach direkt abzumurksen ... nur damit es dann teils doch nur wieder eine Einbildung war und so weiter. Wo alle 10 Sekunden irgendeine neue riesige Waffe auftaucht die die ganze Welt vergiften und wahrscheinlich auch die ganze Milchstraße wegschnippsen könnte, und ohnehin alle entführt oder mit Bomben versehen oder verstritten oder vergiftet oder krank sind wird es lächerlich.

All das genügt mir schon, Arkham Knight ist nervig, stressig und unhandlich zu spielen und für all die Mühen und das Ertragen von 50 Stunden wird man am Ende mit einer Story belohnt die eigentlich nur enttäuschen kann. Nein danke.