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Posted: Aug 18, 2015 @ 1:21am

Endlich mal wieder ein guter Ego-Shooter…

Warum ist er gut? Es ist mal wieder was anderes, was Neues. Das Szenario 1.WK ist unverbraucht und gut eingefangen. Das spürt man in den Grabenkämpfen, den Giftgasangriffen und den ewigen, manchmal fast aussichtslosen Sturmläufen gegen befestigte Stellungen.
Durch den Zwang der getakteten Strategie, die zwischen Offensive und Defensive wechselt, kann man sich nicht einfach irgendwo hinlegen, am immer gleichen Punkt auf Gegner warten oder ewig weit nach vor stürmen. Das mag manchen abschrecken, gehört hier aber genau passend in diese Atmosphäre.
Auch die Waffenauswahl trägt dazu bei. Die meisten Waffen sind verschiedene Repetiergewehre. Dazu kommen Pistolen/Revolver, Nahkampfwaffen (Messer, Spaten, Knüppel, Gewehrkolben) und einige primitive Maschinengewehre. Hier spielt vor allem die jeweilige Genauigkeit eine entscheidende Rolle. MGs sind so ungenau, dass sie nicht übermäßig stark sind. Pistolen können zwar als halbautomatische Waffen viele Schüsse nacheinander abgeben, sind aber nur auf kurze Distanz zu gebrauchen. Gewehre haben eine deutlich höhere Treffgenauigkeit. Allerdings wird es auf große Distanz schwer mit ihnen zu zielen, wenn man kein Zielfernrohr drauf hat. Dazu kommen noch taktische Waffen wie Aufklärungsflugzeuge, Mörser oder Giftgas, die vom jeweiligen Kommandeurs des Trupps befehligt werden.
Und hier ist der nächste spannende Punkt: Man spielt in 4er-Teams. Maximal spielen vier Teams gegen vier andere (also 16:16). Jedes Team kann eine Spezialisierung wählen. So gibt es beispielsweise auf Seiten der Mittelmächte drei wählbare Möglichkeiten: Landser, Stoßtrupp und Alpenjäger. (Auf der Gegenseite gibt es dann die gleichen unter anderem Namen.) Die Landser sind die Standardtruppen mit einem Unteroffizier, einem Schützen, einem MG-Schützen und einem Grenadier. Der Unteroffizier kann hier den Mörserschlag befehligen und taktische Anweisungen geben, die Bonuspunkte und kleine Kampfboni bringen, wenn sich der Trupp daran hält. Zudem kann ein gefallener Spieler bei ihm wieder einsteigen und so direkt zur Front zurückkehren. Der Schütze hat die Wahl zwischen verschiedenen Gewehrvarianten für mittlere, große oder sehr große Distanz - darunter auch ein Scharfschützengewehr. Der MG-Schütze gilt als Hilfsschütze und kann mehrere Waffen tragen. Meistens wählen die Spieler das MG, er kann aber auch mit normalen Gewehren kämpfen. Der Grenadier kann zwischen Gewehr und Pistole wählen und hat natürlich Granaten dabei. Die anderen beiden Team-Varianten sind eher Spezialisten. Die Alpenjäger sind leichte Truppen für die Aufklärung und der Stoßtrupp Nahkampftruppen für Grabenkämpfe.
Durch die erzwungenen Team-Zusammenstellungen bleibt das Spiel ausgeglichen und man steht nicht urplötzlich zehn Scharfschützen gegenüber. Ebenso trägt die Tatsache, dass die meisten Gewehre nur jeweils einen Schuss abgeben können und man dann repetieren muss, dazu bei, dass man zwar stetig beschossen wird, aber eine realistische Chance hat, zurück zu schießen oder von einem Granattrichter zum nächsten zu eilen. Und das ist auch notwendig! Der Schaden der Waffen ist relativ realistisch. Wenn man nicht grad am Fuß getroffen wird, ist die erste Kugel eines Gewehres tödlich, lediglich Pistolentreffer sind bei Treffern in die Brust nicht sofort tödlich.
Wer jetzt glaubt, Verdun ist ein langsamer Shooter, sollte sich nicht täuschen lassen. Ja natürlich ist er nicht grad der Schnellste unter allen. Durch die Wechsel von Offensiv- und Defensivphasen bleibt das Spiel aber immer dynamisch.

Das Spiel hat natürlich auch seine Schwächen: Manchmal ist es echt frustrierend, gegen einen gut eingegrabenen Gegner anrennen zu müssen. Das geht wirklich nur in einem koordinierten Team, was man bei Zufallsgruppen aber nicht immer hinbekommt. Auch gibt es Realismusdetails wie Ladehemmungen oder einer nicht richtig durchgeladenen Waffe nach dem Nachladevorgang, die im ungünstigen Moment einen sicheren Abschuss verhindern oder den Gegner schlicht schneller sein lassen kann. Auch ist das Spielfeldende nicht markiert und man stirbt nach wenigen Sekunden, wenn man das Spielfeld verlässt. Das passiert vor allem anfangs, wenn man die Karten noch nicht kennt. Zudem müssen die Wahlmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Klassen erst freigespielt werden, wobei die Standardvariante nicht gerade immer das Gelbe vom Ei ist. Es gibt auch nur einen Mehrspielermodus, den es zwar als Team-Deathmatch und Deathmatch gibt, aber eben keine Chance mal alleine etwas zu testen oder mit Bots zu üben. Im Ergebnis ist gerade der Spieleinstieg echt frustrierend, weil man da relativ häufig im Staub liegt, bis man das Spiel so langsam durchdrungen hat.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Spiel den Kauf wirklich lohnt, wenn man die Standard-Ego-Shooter leid ist und mal was anderes will. Die Spielergemeinschaft ist soweit in Ordnung, der Chat im Spiel wird nicht beherrscht von jammernden oder meckernden Mitspielern und die Teams sind (meistens) einigermaßen fair zusammengestellt. Wer damit leben kann, einen holprigen Einstieg zu überstehen und einige Gewohnheiten aus anderen Shootern vergessen zu können, derjenige wird ein schönes Spiel zu einem akzeptablen Preis vorfinden.
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1 Comments
OPFOR Sep 10, 2017 @ 2:15pm 
MGs ungenau?! HAHAHAHAHAHA....
Einzeln abgefeuerte Schüsse haben auch noch mitlerer Kampfentfernung (300 Meter) noch eine gute grupierung.